„Es ist richtig, dass der Rat der Stadt Osnabrück nun eine neue Entscheidung auf Basis einer wissenschaftlichen Empfehlung treffen kann. Deshalb legt die Kulturverwaltung den politischen Gremien das Votum des Beirats zum Beschluss vor“, sagt Erster Stadtrat Wolfgang Beckermann.
Prof. Dr. Alfons Kenkmann, Geschichtsdidaktiker an der Universität Leipzig, Vorsitzender des Beirats und Leiter des Symposions, erläutert: „Um dem Anspruch eines für alle offenen Hauses zu folgen, das auch offen für den gesellschaftlich - politischen Diskurs ist, sprechen wir uns für einen Namen aus, der seit Jahrzehnten eingeführt und historisch begründbar ist. Zumal sich das neue Konzept der Villa nicht ausschließlich Calmeyer widmen wird.“ Der Name „Villa Schlikker“ geht auf den Tuchfabrikanten Edo Floris Schlikker zurück, der das Haus um 1900 erbaute.
Ergänzend zum Hauptnamen „Villa Schlikker“ schlägt der Wissenschaftliche Beirat zwei Varianten als Untertitel vor: „Forum Erinnerungskultur und Zeitgeschichte“ und „What about Calmeyer?“. „What about Calmeyer?“ ist ein Zitat aus einem Lebenslauf, den Calmeyer Ende 1946 verfasste.
Der Osnabrücker Jurist Calmeyer war während des Zweiten Weltkriegs Teil des deutschen Besatzungsregimes in den Niederlanden. In Den Haag war er bis Herbst 1944 Leiter des „Judenreferats“ und somit Mittäter des Holocaust. Ihm und seinen Mitarbeitern gelang zwar, knapp 3.000 Jüdinnen und Juden vor der Deportation ins KZ und damit vor dem Tod zu bewahren. Viele Hunderte Fälle beschied Calmeyer allerdings auch negativ. Das neue Konzept der Villa diskutiert diese Ambivalenz.