Das unbetitelte Gemälde wird mit Bezug zur dargestellten Alltagsszene postum als „Rauferei“ bezeichnet. Genreszenen zählen vor allem in den Berliner Jahren vor 1932 zu den bevorzugten Sujets Nussbaums. Wie die Darstellung der Rauferei, die motivisch singulär ist, zeichnen sich diese Bilder durch Humor und malerische Raffinesse aus. Stilistisch betrachtet ist das Bild zudem ein interessantes Beispiel für Nussbaums Auseinandersetzung mit dem berühmten niederländischen Maler Vincent van Gogh.
Ab sofort kann das Gemälde in den Räumlichkeiten des Felix-Nussbaum-Hauses im Museumsquartier Osnabrück bewundert werden. Die thematische Konzeption des Raums mit dem Titel „Orientierung“ widmet sich Nussbaums künstlerischen Vorbildern. Ein besonderer Schwerpunkt liegt dabei auf seiner intensiven Beschäftigung mit den Werken von Vincent van Gogh, die nun durch dieses zusätzliche Gemälde des Künstlers nachvollzogen werden kann.
Das Gemälde stammt aus dem Nachlass der Avenue Brugman 255 in Brüssel, wo die Werke ab Mitte 1942 von Dr. Joseph Grosfils deponiert wurden. Nachdem die Cousine des Malers, Auguste Moses-Nussbaum, den Nachlass 1959 in Brüssel wiederentdeckt hatte, wurde er im Jahr 1969 von belgischen Gerichten der Erbengemeinschaft Felix Nussbaum zugesprochen. 1971 fand die erste Einzelausstellung Felix Nussbaums nach seinem Tod in der Dominikanerkirche Osnabrück statt, bei der 91 Werke aus diesem Nachlass präsentiert wurden. Das Gemälde wurde in dem Ausstellungskatalog von 1971 unter der Nummer 64 mit dem Titel „Rauferei“ aufgeführt. Seit 1972 ist es in Privatbesitz. Dank des Engagements des neuen Eigentümers gehört das Bild nun als neue Dauerleihgabe aus privatem Besitz zur Osnabrücker Sammlung Felix Nussbaum, die mit mehr als 200 Werken die weltweit größte des Künstlers ist.